Angela Craig-Fournes
Angela Fournes
Von Geburt Amerikanerin, wuchs ich in Mexiko auf, wo ich einen ganz natürlichen und sogar humoristischen Umgang mit dem Tod erlebte. Starb ein Kind, hieß es, ein Engelchen sei gestorben. Es lag in einem Blumenmeer aufgebahrt und glich darin tatsächlich einem kleinen Engel. Im Nebenraum gab es für alle eine Suppe.

Am Allerseelenfest pflegen die Mexikaner ihren Verstorbenen zu Hause einen Altar zu bauen und ihn mit dem Lieblingsessen des Verstorbenen sowie einem Photo bunt zu dekorieren. Daneben legen sie einen  Totenschädel aus Zuckerguss mit dem Namen des Verstorbenen. Abends pilgern alle mit Kerzen und Picknickkorb zum Friedhof, um zusammen mit ihren Verstorbenen am Grab zu speisen, zu trinken, zu tanzen und zu singen. Ansonsten scheint der Tod überall präsent und dadurch ein normaler Teil des Lebens zu sein. So werden z.B. aus Pappmaschee Skelette geformt, die alle möglichen verschiedenen Lebenssituationen darstellen, z.B. ein ganzes Orchester mit Sombreros und Instrumenten. Oder diese Skelette werden in Alltagsszenen dargestellt.

In den USA begegnete ich dem Umgang mit dem Tod beim Versterben meines Vaters: So rosig und lebendig vom Bestatter für die Abschiednahme hergerichtet, sah er mit seiner Brille auf der Nase aus, dass ich als junges Mädchen erwartete, er würde gleich aufstehen und seine Witze erzählen.

Meine Mutter starb in einer anthroposophischen Klinik in der Schweiz, in der eine Sterbekultur herrschte. Dort konnte sie allerdings nur kurz aufgebahrt werden, da ihr Leichnam 48 Stunden im Leichenhaus des Friedhofs verbringen musste. Erst dann durfte er nach Deutschland überführt werden.
In Deutschland konnte ich als sehr junge Frau von meiner Mutter nur durch ein kleines Glasfenster, das direkt über ihrem Gesicht war, Abschied nehmen.

Eine große Hilfe und Stütze wurde für mich, die 20jährig schon Vollwaise war, die Anthroposophie.  Rudolf Steiner hat einen Großteil seiner Arbeit dem Leben zwischen Tod und neue Geburt gewidmet und bietet dadurch viele praktische Hinweise und Anregungen, wie Gemeinschaft mit den Verstorbenen gepflegt werden kann.

In Deutschland hat man in der heutigen Zivilisation den natürlichen Umgang mit den Verstorbenen verlernt, was früher auf dem Land üblich war, aber dank der Hospizbewegung wird allmählich wieder ein Bewusstsein dafür geweckt.
Durch einen Sterbebegleitungskurs und die ehrenamtliche Arbeit im Hospiz bekam ich den Impuls als Bestatterin zu arbeiten, um den Menschen nicht nur bis zum Tod, sondern bis zur Bestattung einen würdigen und menschengemäßen Erdenabschied zu ermöglichen.

Zuvor habe ich Sprachen studiert, am Priesterseminar der Christengemeinschaft gelernt, eine Heilpraktikerausbildung absolviert und auf verschiedenen sozialen Feldern gearbeitet.

 

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